
Hier ist er nun, ein weiterer Erfahrungsbericht zum Thema 100 Megapixel und Altglas.
Was da ist, ist da und bevor man etwas Neues kauft, nimmt man das, was schon da ist. Das gilt so auch für meine Pentacon- Linsen, die ich mal geerbt habe und die ich auch schon mit Erfolg mit der GFX50R und einem Shift-/Tilt- Adapter benutzt habe. Die Frage nach dem Sinn dieses Unterfangens liegt vor allem darin, dass man bei Fuji bis vor ein paar Monaten überhaupt kein Shiftobjektiv für das System haben konnte.

Mittlerweile gibt es immerhin ein 35er, das gut, aber auch teuer ist. 4000 Euronen für einen Festbrenner sind schon eine Ansage, denke ich. Und mit so einer Linse kann man das Thema Shiften und Tilten auch nur mit einer einzigen Brennweite in Realität konvertieren. Das ist ein spezifischer Vorteil geeigneter Fremdlinsen nebst Adapter: Man kann das Objektiv wechseln und so mit verschiedenen Brennweiten arbeiten, die das dann auch können. Mit meinen Objektiven geht das momentan mit Brennweiten von 35 bis 180mm. Man kann sich die Sinnfrage stellen; aber hat man einmal damit angefangen, ist das wie mit dem Nüsseknacken: Man kann es irgendwie nicht mehr lassen…

Es stellt sich die Frage, was es davon zu berichten gibt. Deshalb hier mal eine Antwort: Im Nahbereich wird langsam eine kleine Schwäche der Linse sichtbar, was die Auflösung angeht; das bezieht sich auf Entfernungen unter etwa zwei Metern. Dann erreicht man etwa 90% der möglichen Gesamtauflösung über das gesamte Bildfeld, was schon mal nicht sooo schlecht ist. Das Problem liegt vermutlich im Alter der Konstruktion und nicht etwa in ihrer Qualität. Entfernt man sich weiter als diese zwei Meter vom Motiv, wird alles scharf, was scharf werden soll. Richtig scharf übrigens.
Man muss sich auch die Frage beantworten, wie das mit der geringeren Auflösung im Nahbereich zustandekommt.

Hier ist eine, deren Richtigkeit ich für wahrscheinlich, aber nicht unbedingt für wissenschaftlich fundiert halte. Dazu hätte ich etliche Objektive mehr als das einzige, das ich besitze, vermessen müssen. Es ist halt eine alte Konstruktion, bei der sich der gesamte Linsensatz bewegt, wenn man das Objektiv scharfzieht. Geht man weiter in den Nahbereich, entfernt sich das Linsenkit vom Objektiv und die Zerstreuungskreise werden größer. Mit dem Ergebnis, dass die Detailauflösung sinkt. Das sollte eigentlich bei allen Objektiven irgendwann so sein, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Dann sollte man auch wissen, dass klassische Aufnahmeobjektive meistens in einem Bereich von etwa einem bis zehn Meter Entfernung ihre beste Leistung zeigen. Manchmal ist das auch anders und ich vermute das auch bei meinem Objektiv. Anders verhalten sich da z.B: Makroobjektive oder lange Teleobjektive, bei denen die genutzten Entfernungseinstellungen meistens andere sind. Deutlicher wird das, wenn man mal mit Großformatkameras gearbeitet hat und den Balgen auf einen wirklich langen Auszug einstellt; ein Beispiel aus meinem Kameraschrank: Meine Sinar lässt sich auf etwa 90cm ausziehen, wenn man sie entsprechend aufbaut. Grundsätzlich kann man sie aber auch unendlich in Richtung Westen verlängern, um nach 40.000 Km um die Erde herum von Osten her wieder anzukommen. Es eine nur eine Frage der Anzahl der Faltenbälge und der der Hilfsstandarten. Auch hier lässt die Qualität mit der Auszugslänge nach, bis die Auflösung sichtbar schlechter wird, sofern denn überhaupt ein oder zwei Photonen den langen Weg zur Westseite der Kamera geschafft haben, um den Film zu belichten.

Bei Objektiven mit „Floating Elements“, also welchen, bei denen mit mehreren Linsen fokussiert wird, die sich innerhalb des Linsensatzes in verschiedene Richtungen bewegen, sollte das so nicht auftreten. Bei parafokalen Objekiven ist anzunehmen, dass sie sich noch einmal ein bisschen anders verhalten: Diese Objektive wurden ursprünglich für Filmkameras konstruiert und verändern ihre Brennweite nicht, wenn man sie fokussiert. Gleiches gilt hier für den Fokus: Der bleibt identisch, wenn man die Brennweite ändert. Und wenn man fokussiert, ändert sich die Brennweite nicht, was man bei älteren Fotoobjektiven, vor allem bei Zoomobjektiven, oft beobachten kann. In der Fotografie ist das eine Funktionsweise, die sich erst langsam wirklich einbürgert, weil man mit den Fotokameras mittlerweile auch Videos in guter Qualität herstellen kann. Das geht zwar schon seit etwa 15 Jahren mit seit damals deutlich gestiegener Qualität, aber Fotoobjektive aus dieser Zeit können das oft noch nicht.

Auch bei den Aufanhmen ist die Methode wichtig: Ich habe auch diese an einem Platz gemacht, den ich schon länger kenne und den ich schon öfter fotografiert habe. Wenn etwas neu im Stall ist, wie hier die Kamera, hat man so Vergleichsmöglichkeiten. In diesem Fall war das die Gebläsehalle in Ilsede, die in der Nähe meines Wohnorts liegt.
Zur technischen Seite: Als Kamera diente eine Fujifilm GFX100S. Alle Bilder wurden im RAW-Format aufgenommen. Nacharbeit in Capture One.