Fujis GFX 100S aus Zweiter Hand

Das ist die Neue. Hier mit einem alten PC-Nikkor 4/28 sus den 1970ern.

Es hat sich mal wieder was getan: Fuji hat schon seit einigen Jahren Mittelformatkameras mit 100 Megapixel- Sensoren im Angebot. Anfangs war das sehr teuer; für das erste Modell durfte man beim Händler runde 9000 Euro auf den Tisch legen. Im Vergleich mit einer Phase One war und ist das allerdings ein Super- Sonderangebot: Bei denen wäre es das Dreifache und man hätte auch nur eine Kamera; diese allerdings in exzellenter Qualität. Trotzdem ist das für den Normalanwender viel zu teuer.

Später kam eine weitere 100er von Fuji, die wesentlich kompakter als das erste Modell ist; das ist die 100S, die ich nun auch mein Eigen nennen kann. In Neu lag sie auch noch bei 6-7000; aber wenn der Preis für eine wenig genutze Kamera auf weniger als die Hälfte fällt, kann man sich über einen Aufstieg von der 50R Gedanken machen und zuschlagen, sobald es passt. So tat ich denn auch.

Ägidienkirche Hannover. Tütenochamärmel- Bild mit dem 32-64. 1/8tel Sek. bei Blende 18, ISO 800

Die Kaufgründe sind, wie immer bei einem Gegenstand, der dem Hobby dient, rein hedonistischer Natur: Der in jedem Menschen vorhandene Homo Ludens will spielen. Das nur, um realistisch zu bleiben. Allerdings habe ich ja bei meiner Neuerwerbung auch ein bisschen was gespart. Immerhin ist etwas gegangen, als das Neue kam; hier war es meine eigentlich heiß geliebte 50R…

Die anderen Gründe sollten klar sein: DIe Kamera ist schneller als die älteren 50er; die Bildqualität ist besser und die Akkus sind mit denen der T5 und der H2S austauschbar. Ich kann damit alles Fuji-Gerät in meinem Besitz mit genau einem Akutypen betreiben und kann so entweder eine Canon 7D2 und eine Blackmagic Cinema- Kamera nebst Objektiven mitnehmen oder Gleiches mit den Fujis tun. Liegt die Priorität auf den Fotos, nehme ich Fuji; soll es Video werden, Canon.

Ägidienkirche Hannover. Tütenochamärmel- Bild mit dem 32-64. 1/6tel Sek. bei Blende 18, ISO 800

Mittlerweile ist es wieder wie weiland mit dem Film- Equipment: Man kann auch Gebrauchtes hernehmen; allerdings muss man bei der Geschwindigkeit noch Konzessionen machen. Man kauft aus diesem Blickwinkel so: Zuerst billig, dann deutlich weniger billig und etwas besser und am Ende High-End aus Zweiter Hand.

Die ersten Testbilder: Ich habe bisher nur ein paar Aufnahmen damit gemacht und ein paar Siemensstern- Bildchen mit einigen Fremdlinsen von Zeiss Jena und Pentax aufgenommen, um auszuloten, wie es um mein Objektivkit steht, was dessen Auflösung angeht. Meiner Meinung nach sind die Ergebnisse vielversprechend. Mit einer oder zwei Einschränkungen allerdings: Da ist einmal das 180er Zeiss Jena- Sonnar, das im Nahbereich zu schwächeln scheint und dann das manuelle 645 3,5/150er von Pentax, das dasselbe Problem zu haben scheint. Das manuelle 35er für die Pentax 645 scheint gut zu sein und für mein 50er Flektogon scheint das auch zu gelten. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Ägidienkirche Hannover. Tütenochamärmel- Bild mit dem 32-64. 1/15tel Sek. bei Blende 18, ISO 800

Der nächste Versuch galt meiner Starterkombi, mit der ich das GFX-System vor sechs Jahren zum ersten Mal im Einsatz hatte. Da gibt es die Kamera(logisch!), das 4/32-64 und das 5,6/100-200. Als Quasi- Superweitwinkel habe ich noch ein altes 4/28er PC- Nikkor, das der Exot in meiner Sammlung ist.

Fuji verspricht eine Auflösung von 100 Megapixeln, die die Original- Linsen bieten sollen. Meine ersten Erfahrungen scheinen das zu bestätigen, wie auch schon der erste Versuch mit dem 32-64 in Hannover gezeigt hat. Das 5,6/100-200 läuft in der Hinsicht auch zur Zufriedenheit; nur beim Nikkor bin ich mit noch nicht ganz sicher: Mit der 50R empfand ich das schon als etwas knapp, aber man wird sehen. Als Notnagel reicht es auf jeden Fall fürs Erste. Dazu aber später mehr.

Ägidienkirche Hannover. Tütenochamärmel- Bild mit dem 32-64. 1/200stel Sek. bei Blende 18, ISO 800

Was ist noch anders?

Wer von den X- Modellen kommt und bisher mit den Pro- oder T- Modellen gearbeitet hat, wird sich ein wenig umstellen müssen: Die Kamera erinnert mich in der Bedienung eher an die H- Modelle. Das war bei der 50R anders; die konnte man noch ganz klassisch bedienen wie einst die mechanischen Kameas. Das kann ein Vorteil sein, ist am Ende aber eher Geschmackssache.

Schneller ist der Autofokus; die Kamera hat einen Bildstabilisator, der sehr gut funktioniert und die Bildqualität, die sie liefert, entspricht meinen Erwartungen. Nur einschießen muss ich mich halt noch.

Ägidienkirche Hannover. Tütenochamärmel- Bild mit dem 32-64. 1/550stel Sek. bei Blende 18, ISO 800. Volles Gegenlicht…

Was gibt es für die ausgerufenen 3000 im Handel?

Meine Kamera kann man getrost als sehr gut bis neuwertig sehen, wenn man sie ein bisschen genauer betrachtet. Leichte Gebrauchsspuren sind vorhanden; was aber nicht ausbleibt, wenn die Kamera benutzt wird. Die von vielen als die wichtigste Eckzahl angesehene Anzahl der gemachten Aufnahmen kann man per Exiftool nachprüfen. Die lag bei Kauf bei 4300. Bei einer Kamera, deren Verschluss 150.000 Auslösungen halten soll, heißt das, dass der Verschluss knapp drei Prozent seiner kalkulierten Lebenszeit hinter sich hat. Nun denn, ich habe -so gesehen- eine Kamera mit 97% potenzieller Auslösungen für rund 50% Wertverlust gekauft. Ich würde das für ein gutes Geschäft halten. Gekauft habe ich die Kamera von einem Händler mit Sitz in Hamburg, der als seriös und kompetent bekannt ist. Abgeholt habe ich sie in deren Fillale in Hannover. Es war übrigens mein dritter Gebrauchtkauf dort: Meine Canon 7D2 ist von denen und mein 2/90er Fujinon XF kommt auch von dort.

Ägidienkirche Hannover. Tütenochamärmel- Bild mit dem 32-64. 1/170stel Sek. bei Blende 18, ISO 800

Der technische Stand ist natürlich nicht der der 100SII; das sollte klar sein. Aber für einen Mittelformater ist sie schon sehr schnell, vor allem, wenn ich an die Pentax 645D zurückdenke. Ein Pärchen schnellerer SD-Karten mit mehr Speicherplatz steht allerdings noch auf der Wunschliste. Es sollen welche mit 256GB Kapazität und schneller Lese- und Schreibgeschwindigkeit werden, die ich für mehr als ausreichend halte. Als Videospeed- Class sollte V60 hinreichen. Damit kann man 4K in HEVC(hier H.265) mit 400 MBit aufnehmen. Die Farbaustastung ist allerdings nur 4:2:0; 4:2:2 kann man allerdings als Signal am HDMI- Ausgang abgreifen und auf einen Recorder umleiten, wenn man das braucht. Das können die T5 und vor allem die H2 noch ein bisschen besser: Die H2 nimmt auch ProRes auf; mit der T5 geht das immerhin in H.265. Beide tasten die Farbe in 4:2.2 aus. Die Vorteile sind allerdings eher theoretischer Natur: Man kann die Bilder einfacher in der Software verarbeiten und hat nachher beim Rendern weniger Qualitätsverluste. Kinofilme in wirklich hoher Qualität kann man damit so zwar nicht drehen, aber man kann auch nicht alles haben. Wir reden immerhin von einer Fotomaschine und nicht von einer Videokamera.

Ägidienkirche Hannover. Parkhaus in der Nähe. Tütenochamärmel- Bild mit dem 32-64. 1/550stel Sek. bei Blende 18, ISO 800

Was ich also bisher sagen kann ist, dass „alles gut“ ist. Über das Altglas und deren Auflösung kommt später noch mal was nach.

Technisches zu den Bildern: Fast alles aufgenommen im RAW- Format. Nacharbeit wie Kontraste anpassen und Verkleinern in Capture One. Alle Bilder sind wie beschrieben sofort nach dem Kauf entstanden. Als Objektiv hatte ich nur das 4/32-64 dabei, um die Kamera anzutesten.

 

 

 

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