Point Lobos in SW

Point Lobos in Mistwetter. Aufkommende Flut.

Wer auf den Spuren der alten f/64- Leute und deren Straight Photography wandeln will, kommt um den Besuch einiger Plätze dieser Welt nicht herum. Man muss eben fühlen, riechen, hören und den Boden unter den Füßen spüren, um nachvollziehen zu können, was die damaligen Leute wohl gedacht haben mögen, als sie das Ganze zum ersten Mal gesehen haben. Die Idee, Point Lobos auch zu besuchen, liegt auf der Hand. Einmal, weil dort Kunstgeschichte geschrieben worden ist; und zum anderen, um den Grund dafür herauszufinden.

Es geht nur sehr bedingt darum, Bilder wie der eine oder andere Fotograf zu machen, sondern gerade an solchen Plätzen Eigenes und eigene Gedanken und Ideen zu entwickeln. Wer mag, kann auch versuchen, wie die Westons, Ansel Adams, Paul Strand oder eine andere bekannte Größe zu fotografieren, aber er wird das nie können. Der Grund ist ganz einfach: Es gab nur einen Edward Weston und damit auch nur einen, der so fotografieren konnte wie er. Nämlich das Original, das von 1886 bis 1958 gelebt und gearbeitet hat.

Man kann einen Weston aufgreifen, aber man muss es nicht. Ich persönlich fotografiere gerne „Straight“ und mache auch keinen Hehl daraus. Das hier ist definitiv kein Weston. Der hätte das anders gelöst.

Wer glaubt, es einem Weston gleichtun zu können, kann es ja versuchen. Es haben auch schon Leute versucht, zu fotografieren, wie ich das tue. Der Ergebnis ist immer das gleiche: Billiger Abklatsch. Einiges werde ich dazu noch zeigen. Nicht so sehr von Point Lobos, aber durchaus aus einem unter Kennern wohlbekannten Nationalpark, aus dem ich momentan auch nicht viel mehr liefern kann als genau das. Einfach, weil mit mir drei Mio. andere Mitmenschen jedes Jahr diesen Park besuchen und alle ihre Bilder von derselben Stelle machen. Man sollte das aber nicht allzusehr durch den Kakao ziehen. Als Sehübung ist das manchmal nicht schlecht und dem Finden eines eigenen Stils sogar dienlich.

Auch in Point Lobos war das Nachmachen bei vielen Leuten zu beobachten, wie auch an einigen anderen Plätzen. Die meisten Touristen tun unter ceteris-paribus-Annahmen aber genau das hier:

  1. Smartphone aus der Tasche ziehen
  2. „Schatzi stell dich mal da hin“ sagen.
  3. Schatzi stellt sich hin, meistens direkt vor das eigentliche Motiv.
  4. Bildchen machen. Einmal klick.
  5. Bildchen vielleicht noch ohne Schatzi machen.
  6. Zweiter Klick.
  7. Handy zurück in die Hemdentasche.
  8. Nach spätestens zwei Minuten wieder abrücken.
  9. Ins Auto steigen. Abfahrt.
  10. Ein Häkchen in den Reiseplan machen. Auch am Handy. Man ist ja dagewesen.

Ergo: Schatzi kann gerne da posieren und ein Bild des Monumentes hat man. Aber die Wirklichkeit ist: Solche Leute haben am Ende keine guten Bilder. Der Grund liegt wieder in der Selektion. Man sollte sich aber im Klaren darüber sein, dass viele Leute auch weder fotografieren wollen noch können. Das sieht man übrigens auch bei Benutzern wirklich teuren Equipments, wie mir in Point Lobos anhand des Users einer 25000-Euro-Hasselblad aufgefallen ist. Damit weiß man nun: Teures Zeug macht zuerst mal viele Kosten. Ob der Nutzen gegeben ist, steht auf einem anderen Blatt.

Ein typisches Motiv, wie man es am Point Lobos häufig vorfinden kann.

Davon muss man Abstand nehmen. Natürlich ist jeder ein bisschen vorgeprägt. Sei es durch eigenes Sehen, durch Bücher oder einfach durch Fernsehen. Man hat also schon mal Bilder im Kopf. Auch mir geht das so. Nur sollte man vor allem Fernsehen und Internet mal genau das sein lassen, was sie sind und das Ganze einfach ignorieren. Das Fernsehprogramm ist übrigens, was Dinge wie den Informationsaustausch angeht, mittlerweile vollkommen irrelevant. Man lese mal eine Programmzeitschrift, schalte einen oder zwei bestimmte Kanäle an und ekle sich bereits am Nachmittag über nicht gerade elegant gemachte aufdringliche Billig- Softpornos, -Gerichtsshows und -Talkshows bei den Schmuddelsendern. Der Begriff „Unterschichtenfernsehen“ spielt genau darauf an und die Anbieter dieser Programm brauchen Dummköpfe als Publikum, weil genau diese Leute ihre Zielgruppe sind, auch wenn die offizielle Stellungnahme der Sender eine andere ist: „Auch Akademiker sehen sich das an!“ Wer’s glaubt…

Welle an Felsen. Wer hätte das gedacht?

Am ersten Tag war ich in Monterey angekommen, gegen 14 Uhr, und das Wetter war zum Glück schlecht. Das hält einen richtigen Touristen zwar davon ab, Point Lobos zu besuchen, aber es ist eine kleine Chance, an außergewöhnliche Bilder zu kommen. Das Bild von der Welle ist eines, das übrigens auch schon viele Leute gemacht haben. Seine Schönheit besitzt es trotzdem, wie auch das folgende Bilchen.

Zurückgehende Welle.

Wasser besitzt eben seine eigene Schönheit. Wenn man es aber ausschließlich fotografiert, werden die Bilder ebenso schnell langweilig wie die Hundefotos, die manche Leute gerne anfertigen und die auch keiner mehr sehen kann.

Eine Welle habe ich noch, dann geht es mit Anderem weiter:

Mit dieser Welle ist es erstmal genug mit den Wasserbildern.

Jetzt sind erstmal ein paar Bäume in SW dran. Wie gesagt, ich mag es gerne mal in Schwarzweiß.

Bäume auf Felsen. Nett anzusehen. Muss aber nochmal bearbeitet werden. Es ist hier nur drin, damit man mal sieht, wie flau die Kontraste selbst in Kalifornien sein können.

Alles hat seine Schönheit. Morbides und Altes ebenso wie die modernen Designermöbel. An dem obigen Bild wird noch geschraubt. Es hat aus meiner Sicht noch nicht die Wandreife.

Ast. Das ließ sich sehr gut ausarbeiten.

So wie oben sieht der Idealfall aus. Man kann das Umfeld noch erkennen, aber das Hauptmotiv wird sehr deutlich herausgestellt. Das kann so ins Labor gegeben werden.

Baumstumpf. Man fotografiert das schon seit Jahrzehnten so. Trotzdem kann das abgewitterte Holz in seiner Wuchsform immer noch begeistern. Allerdings auch hier nicht wandreif.

Ein anderer Baum, der sich seines Lebens durchaus noch erfreut. Wandreif.

Der ordentliche Gärtner würde hier schon mal aufräumen wollen. Naturfreunde tun das nicht. Die fotografieren das einfach.

Nochmal etwas skurriler Wuchs. Wandreif.

Noch ein paar Verliebte, die sich aufeinander verlassen…

Das war dann mal Point Lobos die Erste in Schwarzweiß. Macht man die Bilder in Farbe, sehen die Bilder nicht nur bunter aus; der gesamte Stil ändert sich etwas, wobei man aber nicht unbedingt anders arbeitet. Man denkt nur anders.